Aus der Geschichte
Der Tambouren- und Pfeiferverein Törbel wird in der Bevölkerung d’alt Müsig genannt. Das genaue Alter des Vereins kann wegen fehlender schriftlicher Aufzeichnungen wohl nicht mehr festgestellt werden. Immerhin sind durch mündliche Überlieferung Namen von Trommlern und Pfeifern bekannt, die um 1831 geboren wurden.
Dokumentiert ist als offizielles Geburtsjahr 1932, als Törbel am 1. Oberwalliser Fest in Stalden teilnahm. Im Jahr zuvor wurde ebenfalls in Stalden der Verband gegründet. Törbel gehörte zusammen mit Eisten, Stalden, Staldenried, Visperterminen, Lalden, Eyholz, Baltschieder, Visp, Raron und St. German zu den Gründungsvereinen. Zeneggen, Ausserberg und Eggerberg haben sich entschuldigt.
Der junge Verein wurde in den folgenden Jahren "papierlos" geführt. Wahlen, Protokolle und Rechnungsführung wurden als nicht notwendig erachtet. Die magere Vereinskasse und das zu erwartende Oberwalliser Fest gaben einzelnen Vereinsmitgliedern mit der Zeit doch zu denken. Einige gleichgesinnte Mitglieder fassten den Entschluss, den Verein zu reorganisieren. Roman Wyss machte sich an die Ausarbeitung eines Statutenentwurfs. 1943 wurde dieser nach eingehender Beratung mit Handmehr von allen Anwesenden angenommen. Um ihre Begeisterung und den Sinn für Kameradschaft auszudrücken, wurde als Vereinsname "Frohsinn" gewählt. Nach dieser geglückten Reorganisation stand einer regen Vereinstätigkeit nichts mehr im Wege.
Uniformen
Als Uniform wird gleichartige Kleidung bezeichnet, um optisch einheitlich (lateinisch-französisch: uniform) in der Öffentlichkeit aufzutreten. Sie symbolisiert die Zugehörigkeit ihres Trägers zu einer Gruppe. Das erste einheitliche Kleidungsstück des Vereins war ein brauner Hut. Ihm folgte ein ansteckbares Abzeichen mit einer rot-weiss-grünen Rosette. 1951 wurde der braune Hut durch einen grünen Jägerhut mit gebogener Waldhahnfeder ersetzt.
Der Wunsch nach einheitlicher Kleidung ging 1962 in Erfüllung. Der Verein trat am Oberwalliser Fest in Raron erstmals in der grünen Tambourenuniform auf. Bei der Schweizerischen Uniformenfabrik Bern wurden 25 Uniformen zum Spezialpreis von Fr. 287.- bestellt. Dem Kaufvertrag ist zu entnehmen, dass die Uniformfabrik eine Tragdauer von ca. 20 Jahren bei normaler Abnützung garantierte.
Nach 14 Jahren hatte diese Uniform jedoch ausgedient. Die Vereinskasse erlaubte es, an die Anschaffung einer neuen historischen Uniform zu denken. In die Auswahl wurden viel Zeit, Idealismus und Engagement investiert. Nach reiflicher Überlegung fiel die Wahl auf die historische Grenadieruniform von Schweizer Regimenten in französichen Diensten um 1798. Die Einweihungsfeierlichkeiten fanden im August 1976 statt. Die Galauniform in den Farben weiss, rot, schwarz und gold kleidet die Vereinsmitglieder bis heute. An der Generalversammlung 1998 wurde beschlossen, die Frauen ebenfalls mit der Grossuniform auszustatten. Diese trugen bis dahin die Juniorenversion mit Mütze, Hose und Jacke. Dieser Schritt wertet das Erscheinungsbild des Vereins in jeder Beziehung auf. Die farbenprächtige Uniform mit der schwarzen Bärenfellmütze ist mehr als ein einheitliches Kleid. Sie ist heute in der Ahnenmusik im Oberwallis nicht mehr wegzudenken und wir können zur klugen Auswahl unserer Vereinskollegen in den 70er Jahren nur gratulieren.
Verbandsfeste
Der Verein nahm seit der Verbandsgründung 1931 mit einer Ausnahme an allen Oberwalliser Verbandsfesten teil. So auch am 10. Oberwalliser Tambouren- und Pfeiferfest 1949 in Visp. Im Bestreben, dem Tambouren- und Pfeiferwesen neuen Auftrieb zu geben und zu verbesserten Leistungen anzuspornen, wurden erstmals Gesamtbewertungen durchgeführt. Laut dem Bericht der Herren Kampfrichter Leander Müller und Leo Steinmann waren sich nicht alle Sektionen im Klaren über die Ernsthaftigkeit und Seriösität der Vorträge. Im "Kampfbericht" wurde festgehalten, dass die vorbereiteten Stücke da und dort Wünsche offen liessen und dass mehr oder weniger improvisiert wurde. Hier ein Auszug aus diesem Bericht:
"Es zeigten sich so krasse Unterschiede zwischen den Sektionen, dass sie auch dem Laien nicht verborgen bleiben konnten. Bei einem Wettkampf ist nicht nur der Vortrag an und für sich wichtig, es kommt ebenfalls auf den Eindruck an, den der Hörer, der eben auch Zuschauer ist, erhält. So sollten die Pfeifer aufrecht stehen und sich nicht im Takte wiegen. Auf keinen Fall sollten sie sich so aufstellen, dass die Blasöffnung des Instrumentes dem Zuhörer entgegengesetzt ist. Auch sollten sie sich nicht in einem Halbkreis aufstellen, da die einzelnen Töne dabei viel zu wenig verschmelzen. Als ideale Konzertaufstellung empfiehlt sich, die Pfeifer chorisch zusammen zu nehmen mit Blick gegen den Zuschauer und dahinter die Tambouren. Nur auf solche Weise wird sich zwischen den beiden Gruppen ein klangliches Gleichgewicht herstellen lassen. Jene Sektionen, die von einer Trachtengruppe begleitet sind, sollten darauf achten, dass die Blumensträusse einheitlich getragen werden. Es kam vor, dass von vier Sträussen drei nach rechts und einer nach links zeigten, was das Auge unbedingt störte. Kleinigkeiten, auf die doch zu achten sind.
Was nun die einzelnen Vorträge anbelangt, so waren die Tambouren fast durchwegs zu stark, nicht nur im piano, sondern ganz allgemein. Es kam oft vor, dass man die Pfeifer in den tiefen Lagen gar nicht hören konnte. Auch die Wahl der Stücke war nicht durchwegs gut. Gar oft hatte man den Eindruck, nur eines der beiden Pflichtstücke sei richtig vorbereitet worden. Da und dort waren Pfeifer und Tambouren auch nicht gut aufeinander eingespielt. Das Zusammenspiel sollte rege gepflegt werden und zwar Pfeifer um Pfeifer, nur so zeigen sich störende Rhythmusfehler. Immerhin gelangen einzelne Wettstücke schon sehr gut und es ist nur zu hoffen, das Pfeifer- und Tambourenwesen möge in Zukunft noch mehr gepflegt werden als Ausdruck echter Bodenständigkeit und Heimatliebe."
Bei den einzelnen Bewertungen der Sektionsleistungen äusserten sich die Berichterstatter nicht weniger zimperlich und hielten fest:
Törbel "Frohsinn" – "Ds Heimatdörfli":
Beide Stücke sind gut gewählt und im Tempo und Rhythmus gut vorgetragen. Im ersten Stück sind die Tambouren zu stark, schade für den schönen Marsch. Keine dynamischen Abstufungen. Angenehm wirkt der schöne Ton der Pfeifen; sie sollten aber speziell darauf achten, miteinander aufzuhören.
Der Verein wurde 1946 mit der Durchführung des 7. Oberwalliser Verbandsfestes betraut. Die Organisatoren unter dem OK-Präsidenten Juon Rudolf konnten nicht monatelang planen und vorbereiten. Im Walliser Boten vom 6. September 1946 erschien folgender Artikel:
Oberwalliser Tambour- und Pfeiferfest. Der Vorstand des Oberwalliser Tambouren- und Pfeiferverbandes hielt am letzten Sonntag in Törbel im Kreise der Gemeindeverwaltung und der Festorganisation eine Sitzung ab. Bei dieser Gelegenheit wurde auf Grund verschiedener Umstände dieses volkstümliche Oberwalliser Treffen definitiv auf Sonntag, den 6. Oktober verschoben. Die Oberwalliser Sektionen sind gebeten, sich dieses Datum zu merken. Die Anmeldungen müssen der festgebenden Sektion Törbel spätestens bis Sonntag, den 8. September zugestellt werden. – Dieses Tambour- und Pfeiferfest verspricht in seiner Volkstümlichkeit wieder einen flotter Aufmarsch hervorzurufen. Die Festorganisation in Törbel bürgt uns für eine reibungslose Durchführung des geplanten Festbetriebes. Oberwalliser Tambour- und Pfeiferverband
Flexibilität und rasches Handeln waren also gefragt. Doch damit nicht genug. Elf Tage später, am Dienstag, den 17. September 1946 stand im Walliser Bote:
Oberwalliser Tambour- und Pfeiferfest in Törbel. Wie in letzter Zeit in der Oberwalliser Presse bekannt gegeben wurde, ist das 7. Oberwalliser Tambour- und Pfeiferfest in Törbel auf den 6. Oktober festgelegt worden. Es wurde der festgebenden Sektion erst inzwischen mitgeteilt, dass die Bezirksmusikfeste in Naters und Steg, sowie das Winzerfest in Sitten ebenfalls auf den 6. Oktober festgelegt sind. Mit Rücksicht auf diese Veranstaltungen wurde nun im Einverständnis mit dem Vorstand des Oberwalliser Tambour- und Pfeiferverbandes beschlossen, das Fest auf den 13. Oktober zu verschieben. Das Organisationskomitee
19 Jahre später war Törbel erneut Gastgeber für das 25. Verbandsfest. Die Organisatoren unter OK Präsident Juon Willy hatten 1965 bereits mit Parkplatzproblemen zu kämpfen. Der Festplatz im Wegsol war noch nicht mit einer Strasse erschlossen. Dank tatkräftiger Unterstützung der Dorfbevölkerung und umsichtiger Organisation wurde auch dieses Fest von Erfolg gekrönt.
1986 war es erneut am TPV Frohsinn, das Oberwalliser Tambouren- und Pfeiferfest zu organisieren. Das Organisationskomitee wurde präsidiert von Juon Rolf, weitere Mitglieder waren Juon Max, Karlen Vitus, Lorenz Anton, Lorenz Friedbert, Seematter Paul und Wyss Rudolf.
Unvergessen und eindrücklich in Erinnerung blieb bis heute bei Zuschauern und Aktiven der Umzug. Die Route führte von den Halmern über den Tschuggen zurück in den Hof und dort wieder der Strasse entlang bis zum Schulhausplatz. Der schmale Weg über den Tschuggen konnte nur in Zweierkolonnen zurückgelegt werden, vor allem für grössere Sektionen eine echte Herausforderung! Das Fest verlief in jeder Beziehung erfolgreich. Törbel konnte zwar bei den Wettspielen keinen Sieger stellen, durfte jedoch einen zweiten und einen dritten Rang durch Kalbermatten Rolf und Daniel feiern. Die zwei Pfeifer Seematter Nathalie und Zuber Heinz sorgten mit ihren Kranzresultaten ebenfalls für grosse Freude.
Walter Juon, ehemaliger Tambour und Tambourmajor, erinnert sich
Als jüngster Tambour nahm Walter als 7-jähriger Bub am ersten Verbandsfest 1932 in Stalden teil. Ganze 55 Jahre hielt er als Gründungsmitglied dem Verein die Treue.
Walter erinnert sich noch genau an die Anfänge des Trommelns. Gelernt habe er durch Zuschauen, Probieren und Nachmachen. Zu Fuss ging er von Törbel bis nach Lalden, um "beim Zeiter" Unterricht zu nehmen. Ordonnanztambour wollte er werden, aber es konnten nur die Hälfe der Anwärter genommen werden. Bedauert habe er dies nicht, Trommeln im Verein sei seine Aufgabe gewesen.
1961 wurde er als Tambourmajor gewählt. Mit Stolz ging er seither dem Verein voran. Als seine Frau starb, wollte er aufhören. Er habe grosse Mühe gehabt und hätte den Tambourstock wohl abgegeben, wenn nicht Juon Rolf gewesen wäre. Dieser hätte ihm zugesprochen und motiviert, sein Amt weiter auszuführen.
Die verdienten Fleisspreise hält Walter noch heute in Ehren. Diese gab es nur für 100%ige Anwesenheit. Unentschuldigte Abwesenheiten wurden mit Fr. 2.- gebüsst. Als Vereinspräsident hätte er oft über die Triftigkeit von Gründen entscheiden müssen.
Sein "Glitzmann" als Tambour sei Juon Franz gewesen. Sie hätten sich aufeinander verlassen können. Die Tagwacht am Fronleichnam habe um Punkt 4.00 Uhr begonnen und ein Zuspätkommen sei nicht vorgekommen. Überhaupt seien Strammheit, Disziplin und Pünktlichkeit für ihn immer wichtig gewesen.
Heute beobachtet er noch immer die Schlegelhaltung der Tambouren. Er ist der Meinung, die militärische Haltung habe nachgelassen. Den Jungen sage er ab zu: "Lernt, damit ich mich nicht schämen muss". Die Aufnahme von Mädchen und Frauen in den Verein habe er immer unterstützt. Diese hätten auch ihre Examen abgelegt und wer pfeifen oder trommeln könne, sei im Verein willkommen, egal ob Mann oder Frau.
Nun kann Walter mit 85 Jahren sein 4. Verbandsfest in Törbel erleben. Er freut sich darauf, das eine oder andere bekannte Gesicht wiederzusehen. Singen und Tanzen seien früher gewesen, Geselligkeit und gute Kameradschaft habe er immer geschätzt. Sein Wunsch für die Zukunft ist, dass ihm der Herrgott seine Gesundheit lasse.
Feste wurden in Törbel seit jeher gefeiert wie sie fielen, so z. B. das 50-jährige Bestehen im August 1982, das 70-jährige Jubiläum im Jahre 2002 wie auch im Jahre 2007 das 75-jährige Bestehen.
Törbel, Januar 2010
Beatrice Kalbermatten